Aus dem Feuer geboren: Als sich am 19. September 2021 ein neuer Krater auf der grünen Atlantikinsel La Palma auftut ahnt niemand, dass es der größte und zerstörerischste Vulkanausbruch seit fünf Jahrhunderten in Europa werden wird – und eine seltene Chance für viele Wissenschaftler, der Evolution bei der Arbeit zuzuschauen.

Fast drei Monate schleudert der Vulkan gigantische Brocken an Pyroklast, Lava und Asche aus sich heraus. Zeitweise schieben sich mehrere Lavaflüsse mit einer Geschwindigkeit von 120 Metern pro Stunde die Bergflanke hinunter. Was ihnen im Wege steht wird zerstört und unter einer bis zu 60 Meter hohen Lavaschicht begraben. Der Vulkan hinterlässt eine gespenstische Szenerie am Fuß des Gebirgsmassivs: An das dicht besiedelte Tal erinnern nur noch Schornsteine, die aus erstarrten Lavabergen herausragen und eine schneegleiche Staubschicht hüllt ganze Inselteile in eine beklemmende Mondlandschaft.

Doch aus der Zerstörung wächst neues Leben. Für arte begleitet WESTEND exklusiv vom ersten Tag des Ausbruchs die wissenschaftliche Arbeit am Vulkan.

Vulkanologe Pablo Gonzalez untersucht, wie aufsteigende Lava mit neuen Rissen in der Struktur der Insel interagiert und zum Abrutschen großer Gesteinsschichten führen könnte. Auf älteren Lavafeldern der Insel blickt Biologe Severin Irl in die Zukunft und untersucht die Wiederbesiedlung durch Pflanzen und ihre Anpassungsstrategien. Meeresbiologin Sara Gonzalez untersucht, wie Meeresbewohner ihre Physiognomie an Erwärmung und veränderte Chemie anpassen.

Der Evolution bei der Arbeit zuschauen: Der Vulkan-Ausbruch auf La Palma erinnert daran, wie extrem die Lebensbedingungen auf unserer Erde einst waren. Aber auch daran, dass in der Erdgeschichte eine Katastrophe auch eine Chance für das Leben und die Anpassung neuer Arten von Tieren und Pflanzen war und sein kann, die sich so lange durchsetzen werden, bis die Geschichte sie vor neue Herausforderungen stellt.